Ein Dojo - Was ist das eigentlich?

Das Wort Dojo kommt ursprünglich aus dem Buddhismus und beschreibt einen Ort innerhalb eines Klosters oder Tempels, der für Meditationen oder andere spirituelle Dinge genutzt wird. Im Laufe der Zeit hat sich der Begriff gewandelt. Heutzutage versteht man unter einem Dojo einen Raum, in dem sich Schüler einer Kriegskunst treffen um zu lernen und zu trainieren.

Nun könnte man leicht auf die Idee kommen ein Dojo mit einer Sporthalle zu vergleichen. In gewissem Sinne würde das sogar stimmen betrachtet man die körperlichen Anstrengungen während des Trainings. Allerdings existiert in einem Dojo noch etwas was eine Sporthalle niemals bieten kann. Eine Atmosphäre der Ausgewogenheit, Ruhe und Einfachheit.

Verhaltensregeln im Dojo

Das Verhalten in einem Dojo ist geprägt von den überlieferten Traditionen vergangener Tage. Sie tragen erheblich zur Atmosphäre bei, die so wichtig und besonders für das Aikidotraining ist.

Schuhe aus

Beim Betreten des Dojos tauscht man seine Straßenschuhe gegen ein Paar Schlappen. Bei uns Abendländern löst das meist ein etwas befremdliches Gefühl aus.

Anlegen des Gi

Der Gi ist der Anzug des Aikidoka. Er besteht aus Jacke, Hose und Gürtel. Wie man den Gi anzulegen hat erfährt man von erfahrenen Aikidoka die immer gern bereit sind zu helfen.

Betreten der Matte

Vor dem Betreten der Matte verbeugt man sich kurz vor dem Foto des O Sensei das immer an einer Wand eines Dojos hängt. Anschließend kann man die Matte barfuß betreten.

Warm machen

Da man meist vor dem Sensei die Matte betritt sollte man die Zeit nutzen um sich auf das kommende vorzubereiten. Das kann sowohl körperliche als geistige Vorbereitungen beinhalten.

Den weiteren Verlauf eines Trainings werde ich weiter unten beschreiben.

Exemplarischer Trainingsablauf

Sensei betritt die Matte

Wenn der Sensei die Matte betritt beginnt der Unterricht. D.h. alle Gespräche verstummen und Ruhe kehrt ein. Die Aikidoka nehmen im Kniesitz am Rand der Matte Platz. Der Sensei wird sich in der Mitte der Matte ebenfalls im Kniesitz platzieren. In der Regel begrüßt der Sensei seine Schüler formlos und persönlich.

Meditation

Die Meditation soll allen im Raum die Zeit geben seine Gedanken zu sammeln und sie dann langsam verstummen zu lassen. So ermöglicht man es dem Geist sich für das Kommende zu öffnen. Die Meditation wird durch den Sensei eingeleitet. Meist wird ein kurzes, leise gesprochenes Kommando dazu benutz.

Aufwärmen

Aikido nutzt im großen Maße den Schwung und die Hebel des Gegners um ihn davon zu überzeugen, dass Gewaltanwendung keine Lösung ist. Dabei werden die Gelenke des Angreifers in ihrer natürlichen Bewegungsrichtung belastet. Dem zufolge werden beim warm machen alle Muskeln rund um die Gelenke aufgewärmt und gedehnt. Die Schwerpunkte werden dabei vom Sensei auf die beim folgenden Training gebrauchten Partien gelegt.

Grundübungen

Bestimmte Bewegungsabläufe sind für den Aikidoka so elementar, dass sie bei jedem Training geübt werden. Dazu gehören die Schritte Irimi und Tenkan, die Bestandteil jeder Technik sind. Außerdem wird Tai-sabaki im Stehen und auf Knien geübt. Ganz wichtig sind auch die Rollen vor- wie rückwärts.

Vorführung einer Technik

Die nächste Stunde des Trainings gehört dem einstudieren und wiederholen von Aikidotechniken. Dazu nehmen die Schüler am Rand der Matte wieder im Kniesitz Platz. Der Sensei wählt einen schon erfahreneren Schüler oder einen Dan Träger zu Demonstrationzwecken aus. Zusammen mit dem Partner führt der Sensei eine Technik vor. Dabei erläutert er jeden Teil des Bewegungsablaufs um Parallelen zu anderen Techniken aufzuzeigen oder auf Gefahren aufmerksam zu machen die vom Angreifer oder auch vom Verteidiger ausgehen könnten. Am Ende der Vorführung die selten länger als drei Minuten ist, fordert er die Schüler auf das Vorgeführte nachzumachen. Woraufhin sich alle Schüler vor dem Sensei verbeugen um ihm zu danken.

Üben einer Technik

Nach der Vorführung folgt die Übung einer Technik. Dazu bilden sich je nach dem Platzbedarf einer Technik Gruppen von zwei bis vier Aikidoka. Dabei achtet man darauf, dass jeder mit jedem trainiert. Es gibt keinerlei Trennung zwischen erfahrenen und unerfahrenen Aikidoka. Cliquenbildung zwischen einigen Aikidoka sind ebenfalls nicht erwünscht.

Hat man seinen Partner für die Übung gefunden verbeugt man sich voreinander und versucht so gut wie man es kann die vorgeführte Technik auszuüben. Der Sensei gibt bei Bedarf Hilfestellungen. Die Übung wird durch ein Kommando des Sensei beendet worauf hin sich die Aikidoka die gerade miteinander trainiert haben nochmals voreinander Verbeugen und sich zum Rand der Matte begeben wo sie im Kniesitz Platz nehmen.

Ende des Trainings

Nach Beendigung der letzten Übung sitzen die Akidoka am Rand der Matte. Der Sensei setzt sich wie bei Beginn des Trainings in die Mitte der Matte. Meist sagt er noch ein paar Worte zum Training und einen kleinen Ausblick auf das nächste. Danach folgt wieder eine Meditation zur Beruhigung des Körpers und des Geistes. Anschließend verbeugen sich Sensei und Schüler voreinander wobei sich die Schüler in Japanisch bedanken. Danach dreht sich der Sensei zum Foto des O Sensei und alle verbeugen sich mit ihm stumm vor dem Bild. Der Sensei steht auf und geht zum Rand der Matte. Man verbeugt sich nochmals mit dem Sensei. Jetzt ist der Unterricht beendet. Die letzte Aktion ist eine kurze Verbeugung vor dem Foto des O Sensei vor dem Verlassen des Dojos.

Fotos des Rhein-Sieg-Dojo

Aikido-Schule

Klaus D. Petermann